Ein kleines Licht im dunklen Raum

Die Meteorologen meldeten einen Tornado über unserer Region. Eine Stunde, bevor der Sturm los heulte, kam ich noch gerade rechtzeitig von einer Dienstreise zu Hause an. Kurze Zeit später flackerte das Licht – und dann ging es aus! Überall, in der ganzen Stadt und überall im ganzen Gebiet. Alles stockdunkel, richtig unheimlich! Der Strom war weg! – Da merkt man erst, wofür wir alles die Elektrizität brauchen: Licht, Heizung, Kühlschrank, Fernsehen, Herd usw. Nichts geht mehr! Meine Frau hatte zum Glück schon die Streichhölzer in der Hand und eine Kerze parat. Es werde Licht! Ein heller Kerzenschein erleuchtete die Wohnstube. Wir schalteten das kleine batteriebetriebene Radio an und kuschelten uns in warme Decken. Um 2 Uhr nachts gingen überall in der Wohnung wieder die Lampen an. Gott sei Dank! Völlige Dunkelheit ist etwas Furchtbares, da kann einem richtig angst und bange werden. Solange der Strom nur ein paar Stunden abgeschaltet ist und dann wieder alle Geräte funktionieren, ist die Sache eher halb so schlimm. Aber immer in Dunkelheit leben, das ist für so manchen tragisch und beängstigend. Etwa für Leute, die durch eine Augenkrankheit oder einen Unfall irgendwann blind geworden sind und nun nicht mehr sehen können. kerzeSo jemand lebt ja nur in seiner Fantasie! Andere fühlen sich so wie in einer finsteren Grube gefangen. Ich erinnere an Horrorfilme, wo Leute lebendig begraben worden sind durch irgendeinen Psychopathen. Richtig gruselig! – Aber man braucht ja nicht gerade in einem Sarg unter der Erde liegen, um sich so zu fühlen! Etwa 5% der Deutschen leiden derzeit an behandlungsbedürftigen Depressionen, also etwa 4 Mio. Ängste quälen sie, und sie sehen ihre Zukunft schwarz vor Augen. Mir fehlen da oft die Worte, wenn ich einen Menschen, der darunter leidet, besuche. Wie kann ich ihm auch einen Rat geben, wenn ich selbst davon nicht betroffen bin? Trotzdem kann ich spüren, wie es ihn freut, wenn ich regelmäßig komme und mein Mitgefühl für seine schwere Situation zeige. Das zählt nämlich! Nicht solche Phrasen wie „Reiß´ dich mal zusammen!“ Oder: „Kopf hoch, es wird schon wieder!“ Aber einfach Zeit mit so einer Person verbringen, mit ihr spazieren gehen, zuhören, sich zurückhalten mit „klugen“ Ratschlägen. Das sind so kleine angezündete Lichter in einem dunklen Raum. Ganz langsam schöpft dann jemand wieder neue Hoffnung. Die Bibel sagt, dass Gott den glimmenden Docht nicht auslöschen wird. Nach der Nacht kommt auch irgendwann wieder der helle Morgen. Auch wenn man ein wenig darauf warten muss! Darauf will ich vertrauen und wünsche es denen von ganzem Herzen, die jetzt noch schwarz sehen!


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