2. Rundbrief von Vincent

Liebe Freunde und Familie in der Heimat!
Mein Dienst hier in Paraguay befindet sich jetzt, schon oder erst, in der zweiten Halbzeit. Bei den meisten anderen Freiwilligen um mich herum ist schon eine gewisse „Traurigkeit“ zu spüren. Da heißt es doch schon öfter: „Boah, die Zeit ging echt schnell vor-bei. Jetzt sind‘s nur noch 6 Monate – die werden ja noch schneller vorbei sein.“ Da bekommt man fast den Eindruck, dass es morgen schon nach Hause geht.
Es stimmt aber, dass die Zeit schon recht schnell verging. Vor allem wenn man sie in diesen 3 Monats-Etappen betrachtet. In so einem Zeitraum passiert doch einiges. An dieser Stelle ist es vermutlich auch ganz gut zu erwähnen, dass es mir immer noch gut geht.
Ab und an bin ich mal ein wenig krank, so wie es halt kommt. Ab und an meldet sich auch ein wenig Sehnsucht nach der Heimat. Manchmal macht sie sich bei recht banalen Dingen bemerkbar. Da wünscht man sich mal wieder eine stabile Internetverbindung oder einfach nur einen Toaster, um mal wieder Toast zu essen … also zumindest geht es mir so …
Naja, aber um auf das Eigentliche zurück zu kommen. Da sind zum einen die größeren Ereignisse die es so gibt – also Weihnachten und Silvester. Zum anderen sind da aber auch die kleineren Dinge, die zum Beispiel auf Arbeit oder in der Freizeit passieren, wie das Erscheinen von Fortsetzungen bestimmter Filme. Mit einem Freund habe ich mir hier den zweiten Hobbit-Film im Kino angesehen. Hier lief der Film kurz vor Weihnachten auf Englisch mit spanischen Untertiteln in den Kinos an.
Weihnachten selbst hab ich einfach mit einer Erkältung im Bett verbracht. – Na ja, dafür hätte ich nicht nach Paraguay gemusst, aber so etwas passiert eben auch …
Silvester bin ich auch eher ruhig, mit einem Spaziergang durch Asuncion, angegangen. Mit einem anderen deutschen Freiwilligen, der nicht direkt zum CD gehört, wollte ich sehen, wie Silvester in Paraguays Hauptstadt gefeiert wird. Und naja, es wird gefeiert. Wobei ich mehr Feuerwerk erwartet hätte! Das erstaunlichere Spektakel war eher ein Gewitter und die Blitze im Nachthimmel am Horizont. Aber andererseits werden hier auch schon zu Weihnachten Böller und Feuerwerke gezündet. Es ist hier halt kein so „besinnliches Fest“ wie in Deutschland. Die Leute haben auch nicht wirklich das Geld, zweimal so richtig Feuerwerk aufzufahren.
Aber so viel zu den Festtagen.
Anfang Januar kam dann der vermutlich größte Wechsel bei mir an Arbeit. Die paraguayischen Freiwilligen hatten alle Ferien. Sie waren den ganzen Januar über nicht da. Dafür bekamen wir für diese Zeit Kurzzeitfreiwillige aus dem Chaco. Das sind zum größten Teil die deutschsprachigen Paraguayer aus den Mennonitenkolonien. Kurzzeit bedeutet in diesem Fall aber auch, dass sie einen ganzen Monat bei uns sind. Bei anderen Stationen kamen Freiwillige für 2 Monate (Dezember und Januar). Dazu kam, dass die Leute die bisher bei mir in der chacra über das CD gearbeitet haben, alle zum Ende des Jahres aufgehört haben. Damit habe ich Anfang des Jahres einen „neuen“ Chef in der Chacra und einen neuen Mitarbeiter bekommen. Die Anführungszeichen beim Chef kommen daher, dass er vorher schon 7 Jahre in der chacra war. 2013 hat er sich aber ein Sabbatjahr genommen. Er kennt sich also mit der Arbeit hier aus. In der chacra war ja auch noch ein Mitarbeiter von der Schule, mit der wir uns das Grundstück teilen. Der hat Mitte Januar auch aufgehört und ein neuer kam. Damit hatte ich zumindest an dieser Stelle doch erst einmal fremde Gesichter um mich.
Im Januar war dann auch noch das Zwischenseminar. Unsere Verantwortlichen von CD-Deutschland sind angereist und die anderen Freiwilligen, die in Südamerika unterwegs sind. Damit waren die Freiwilligen aus Paraguay, Bolivien und Uruguay an einem Ort versammelt. Durch die ersten Seminare in Deutschland waren es schon bekannte Gesichter. Das ganze Zwischenseminar ging 5 Tage. Wir hatten eine echt geniale Zeit zusammen. In dieser Zeit haben wir uns über unseren Dienst ausgetauscht. Wir haben auch zum Teil Neues über Aspekte unseres Dienstes und über Geschehnisse in Deutschland gelernt. Nach dem Zwischenseminar ging vorerst die Arbeit weiter. Aber das Wochenende darauf war ich schon wieder unterwegs. Diesmal ging es mit zwei anderen deutschen Voluntarios in Richtung Argentinien. Es war ein eher kurzer Ausflug. Wir sind mit den regulären Bussen einfach kurz über die Grenze gefahren, um in der nächsten Stadt zu übernachten und unser Visum zu erneuern. Gleich nach meinem Arbeitsschluss sind los. Das war aber auch schon wieder ein kleines Abenteuer für sich. Wir sind erst in den falschen Bus gestiegen und haben noch einmal eine Runde um einen Häuserblock in Asuncion gedreht, bis wir dann in den richtigen umgestiegen sind. Dann hat auch unsere Tereré (Mate-Tee) Ausstattung nicht so funktioniert wie sie sollte und wir mussten die ersten Busfahrten ohne auskommen. Dadurch kamen wir aber ins Gespräch mit einem Argentinier, der in Paraguay studiert und gerade nach Hause fahren wollte. Er wurde an der Grenze von seiner Mutter abgeholt – und hat uns kurzerhand mitgenommen in den nächsten Ort, wo er wohnte. Er und seine Mutter haben uns dann auch noch geholfen, unser Geld zu einem normalen Kurs zu wechseln und ein Hotel zu finden. Dann hat er uns auch noch ein wenig von dem Ort gezeigt, der aber zugegebenermaßen nicht sooo spannend war. Nach der Übernachtung im Hotel waren wir noch einmal kurz im Ort unterwegs, haben uns etwas zum Mittag geschnappt und sind dann auch wieder mit dem Bus über die Grenze.
Gegen 16:00 Uhr kamen wir im CD-Heim an. Dort gab es eine Gruppe von Leuten, die auf den Cerro Lambaré (so etwas wie einen „Berg“ in Asuncion) wollten. Also hab ich mich dort noch mit eingeklinkt und saß keine 15 Minuten später wieder in einem Bus. Nach diesem Wochenende ging es wieder wie gewohnt zurück zur Arbeit.
Der Rest des Januars verlief äußerst angenehm, vor allem da auch die Arbeit mit den Kurzzeitfreiwilligen echt gut funktionierte. Sie waren sehr motiviert, hatten viele gute Ideen und haben sich enorm angestrengt. Damit haben aber manche der Paraguayer Probleme. Wobei es bei dem Paraguayern auch eine völlig andere Situation ist, denn sie arbeiten zum Teil deutlich länger als ein Jahr an einem Ort. Sie müssen dabei vor allem konstant bei der Arbeit sein. Dadurch schleicht sich aber auch Routine ein. So eine Motivation wie die Aleguayos sie an den Tag legten, kann man aber auch schwer für eine längere Zeit durchhalten.
Der vorerst letzte größere Wechsel beim Personal kam Anfang Februar. Zwei der alten Voluntarios kamen aus den Ferien zurück und zwei neue haben begonnen. Während der Ferienzeit der Paraguayer waren Maurice und ich nur zu zweit in unserem Zimmer. Jetzt wurde daraus ein 4-Mann-Zimmer, in dem jetzt auch mein neuer Chacra-Kollege schläft.
Mitte Februar haben wir dann noch einmal einen Ausflug gemacht. „Wir“ bedeutet dieses Mal: drei andere deutsche Jungs und ich. Es ging in den Chaco. Leider war es auch wieder nur ein Wochenende, das wir dort verbracht haben. Aber auch dort haben sie sich wieder extrem viel Mühe gemacht, um uns eine tolle Zeit zu er-möglichen. Man kann sagen, es hat uns an nichts – außer an Schlaf – gefehlt. Es gab aber genug andere Dinge zu tun oder zu sehen. Wir hatten eine gute Gemeinschaft und gutes Essen. Wir sind geritten und haben eine Art Zielschießen gemacht. Wir sind öfter mit einem Pickup gefahren – sofern sich die Möglichkeit bot auch auf der Ladefläche – und haben dabei einiges von der Umgebung gesehen. Es gab ein extra für uns ausgearbeitetes Programm, wo verschiedene Aleguayos sich etwas überlegt oder angeboten haben etwas zu organisieren oder einfach vorbeischauten, bei dem was wir gerade vor hatten.
Das waren jetzt erst einmal die größeren Dinge, die geschehen sind. Dazu kommen dann noch andere Dinge: wie der kleine „Hauskreis“, den wir deutschen Jungs jetzt immer dienstags machen, die „noche social“, die manchmal mittwochs stattfindet oder ähnliches. Es hat sich auch die Anzahl von Patienten erhöht, die zur Zeit in der Chacra arbeiten. Vorher waren es sechs. In der letzten Woche sind es acht geworden. Mit der Regelmäßigkeit, mit der manche der Patienten kommen, gibt es aber auch Probleme. Es hat sich aber doch schon um einiges gebessert.
Bei der Arbeit gibt es auch einige Systemänderungen. Sie betreffen vor allem das nachmittägliche Programm. Während des Januars waren wir aus der Chacra meistens frei gestellt von den Spielen, die dann stattfinden. Wir hatten in der Zeit noch weitere Arbeiten zu erledigen. Während des Februars lief das auch zum größten Teil so weiter. Seit Dezember gibt es überhaupt richtig festgelegte Pläne, wer an welchem Tag für diese Programmpunkte verantwortlich ist. Man kann sich also schon vorher Gedanken machen. Es läuft nicht so wie vorher weiter, dass man meist eher spontan sich etwas überlegt, was dann oft Spiele sind, die man schon vorher x-mal gemacht hat. Auch an anderen Stellen gibt es bei der Planung Veränderungen und auch Verbesserungen. Es bleibt aber so oder so ziemlich anstrengend.
Vor allem ist es schwierig, jeden Tag neu motiviert zu sein. Wie wollen wir unsere Patienten zu Arbeit oder Spiel motivieren, wenn wir selbst gerade ziemlich durch-hängen oder einfach mit Müdigkeit zu kämpfen haben? Wir haben dann zwar zum Glück unsere Mitfreiwilligen, die uns dann unterstützen, aber es gibt Tage, die zehren schon recht stark.
Die Gemeinschaft und der Austausch mit den anderen, wie z.B. bei den Hauskreisen und dem Zwischenseminar, sind große Stützen. Genauso wie das Beten und Bibel-lesen, bei dem ich endlich auch zu einer Regelmäßigkeit komme.
An dieser Stelle werde ich jetzt mal einen Schlussstrich ziehen, einfach damit es nicht zu lang wird. Die Anzahl an Bildern ist für diese Zeit etwas kleiner. An der Arbeit mache ich im Moment so gut wie keine Bilder, da ich zu selten dazu komme, schließlich arbeite ich ja …
Falls jemand noch etwas genaueres von mir wissen will, kann er sich gern per E-mail bei mir melden.
Bleibt noch zu sagen, herzliche Grüße und Gottes Segen in die Heimat!
Euer Vincent

Marcus
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