„Da hab‘ ich ein Auge drauf!“

Es ist schon eine Weile her, als ein Freund diese Worte zu mir sprach. Wir waren gemeinsam unterwegs. Weil ich noch schnell etwas erledigen wollte, ließ ich meinen Koffer bei ihm stehen. Er hatte in der Zeit ja „ein Auge drauf“ und sorgte so dafür, dass mein Koffer keine Panik auslöste oder einfach verschwand. Das hat mich in dieser Situation vor Schaden bewahrt.
Im Monatsspruch für Oktober heißt es in Hebräer 10, Vers 24: „Lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken.“ Mir persönlich geht es schon mal so, dass ich nervös werde, wenn ich bemerke, dass andere mich beobachten. Da stellt sich mitunter ein ungutes Gefühl ein. Die Älteren unter uns kennen noch Zeiten, in denen Mitarbeiter der Staatssicherheit „ein Auge“ auf Christen und andere hatten. Da wurde nicht nur geschaut sondern auch gelauscht. Wenn „Alexa“, „Siri“ und Co. uns heute belauschen, interessiert sich kaum noch jemand dafür. Dem Schreiber des Hebräerbriefes ging es nicht ums Ausspionieren oder eine Kontrolle der Taten und der Gesinnung. Vielmehr geht es ihm um einen wohlwollenden Blick auf unsere Geschwister. Darunter verstehe ich, dass es mir nicht gleichgültig ist, wie es meinem Mitchristen geht. Seine Not, seine Probleme, seine Krankheit, seine Schuld, seine Verfolgung lassen mich nicht kalt. Ich bin bereit Ohr, Herz und Hand für ihn zu öffnen. Wir sind gemeinsam aufgerufen, uns in Liebe zu begegnen und an der Hoffnung festzuhalten. In der Luther-Übersetzung von 2017 bilden die Verse 23 bis 25 einen Satz. Sie bilden also einen engen inhaltlichen Zusammenhang. Wir werden erinnert und ermahnt in der Nachfolge treu zu bleiben, weil „der Tag des HERRN“ naht. So kann der Glaube der Schwester und des Bruders Ansporn für meine Nachfolge sein. Und weil Gott selbst durch Jesus Christus einen wohlwollenden Blick auf unser Leben hat, können wir in der Liebe und in unseren guten Werken wachsen.