… wenn Bäume jubeln

Jubeln sollen die Bäume des Waldes vor dem HERRN, denn er kommt, um die
Erde zu richten. 1. Chronik 16,33 (E)
Als Jäger bin ich oft im Wald, verfolge die Entwicklung der Natur, achte auf Menschen, die dem Wald schaden, weil sie zum Beispiel Müll illegal ablagern. Ich freue mich über die Farbenpracht des Herbstes und die Sonne, die durch schneebeladene Bäume hindurch bricht. Wald ist eine herrliche Erfindung Gottes. Aber  wie alle Schöpfung ist sie keine unberührte Natur. Die Welt ist kein Paradiesgarten – nirgends. Darum ist es  nicht verwunderlich, wenn die Natur leidet. Vor ein paar Jahren war ich mit meinem Hund unterwegs. Es ging durch Buchen/Hainbuchenbestände bis wir in einen der – im Habichtswald seltenen – Fichtenhorste kamen. Bei strahlendem Sonnenschein fing es an zu regnen. Aber es waren keine Regentropfen, sondern Fichtennadeln, die aus den Kronen herabregneten. Die Fichten weinten, denn sie hatten keine Kraft mehr,  sich gegen die Borkenkäfer zu wehren. Die Trockenheit hatte ihnen zugesetzt. Nach wenigen Wochen  waren die Bäume kahl und tot. Heute können wir in unserem Revier die gesunden Fichten an einer Hand  abzählen. Wer heute den Harz durchquert, fährt durch verwüstete Nadelwälder. Riesige Kahlflächen  wechseln sich mit vertrockneten Fichtenbeständen ab, soweit das Auge reicht. Dort kann man sehen, was  dem Osterzgebirge droht, wenn auch hier die Grundwasserpegel sinken. Auf dem Kamm kann man aber  auch beobachten, was möglich ist, wenn wir Menschen umkehren und unserem Auftrag nachkommen, die  „Schöpfung zu bebauen und zu bewahren“. Filteranlagen und die Energiewende haben den Wäldern einen  Neuanfang ermöglicht. Der Monatsspruch vom Jubel der Bäume des Waldes stammt aus einer Zeit, in der die Wälder rings um das Mittelmeer schon im Schwinden begriffen waren. Die tragenden Balken für den  Tempel Salomos mussten schon aus dem Libanon importiert werden. Verwüstung der Wälder durch  Überweidung und Raubbau an der Natur führte rings um das Mittelmeer zu den heutigen Karstgebieten. Der Flottenbau der seefahrenden Völker, vor allem der römischen Legionen verlangten nach immer mehr Holz und gab den Wäldern den Rest. Die Ankündigung jubelnder Bäume steht im Kontrast zu den sterbenden  Wäldern jener Zeit und der Gegenwart. Aber Gott kommt, „zu richten die Erde“. Beim Wort „richten“ ist  weniger an eine Gerichtsszene zu denken, als vielmehr daran, dass die Dinge wieder „zurecht“ gebracht  werden. Die Sünde des Menschen hat die Welt aus dem Gleichgewicht gebracht. Wenn der Schöpfer die  Welt wieder in Ordnung bringt, dann kommen die Bäume zu ihrem Recht und das Wild, die Insekten und die Landwirtschaft. Wir leben in einer Welt, die durcheinander geraten ist. Das wird in der Bibel sehr realistisch gesehen. Erst mit der Erneuerung der Schöpfung durch den Schöpfer kommen die Dinge wieder ins Lot. Seit etwa 200 Jahren hat sich im westlichen Denken die Vorstellung einer paradiesischen Natur im  Gegensatz zu einer vom Menschen geschaffenen Zivilisation breit gemacht. Die Natur – und besonders der  deutsche Wald – werden verehrt, als seien sie der Rest des Paradieses. Dorthin flieht man aus dem Alltag, dort wollen immer mehr Menschen begraben werden. Friedwälder breiten sich mehr und mehr aus. Die  letzte Ruhestätte suchen die Menschen nicht mehr in der Nähe der Menschen, schon gar nicht in der Nähe der Kirchen, sondern in der Waldeinsamkeit. Das Geschäft mit dieser Sehnsucht boomt. Friedwälder sind eine Goldgrube für Aktionäre. Die ganze Schöpfung sehnt sich nach dem „Offenbarwerden der Kinder Gottes“ und „die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.“ (Römer 8,21). Da wo wir uns als Kinder Gottes benehmen, atmen nicht nur die Menschen auf, sondern auch die Natur. Die Bäume werden jubeln, wenn Gott alles wieder zurechtbringt, – nicht zuletzt durch unseren gerechten, angemessenen Umgang mit der Schöpfung.
Frank Fornaçon

Marcus

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