Ohne Krampf in die Fastenzeit!
Ich weiß nicht, was Sie fühlen, wenn Sie das Stichwort „Fasten“ hören! – Vielleicht: Auf´s Essen verzichten, um abzunehmen? Tut ja vor allem denen gut, die an Übergewicht leiden! – Oder an strenges, radikales Heilfasten, um den Körper zu reinigen? Na, wer´s kann und damit keine gesundheitlichen Probleme bekommt, für den mag das sicher auch eine intensive und wertvolle Erfahrung sein! Jedenfalls: Das Fasten hat immer mit Verzicht zu tun! Und meistens geht es dabei ums Essen und Trinken! Ich finde das eine spannende Sache – nur, ich selbst bin da überhaupt kein Fanatiker! Ich verzichte auf dies und das, aber 3 oder 4 oder 7 Wochen ohne alles, das würde mir schon ganz arg schwer fallen. Fasten – jedenfalls verstehe ich das so – soll ja auch keine strenge Regel sein, die man nun unbedingt einhalten müsste. Jedenfalls nicht im Christentum! Sondern das ist doch eher eine freiwillige Sache! Eine persönliche Erfahrung für die, die das wollen und ´mal ausprobieren möchten. Bei den Christen gibt es seit Jahrhunderten zwei bedeutsame Fastenzeiten – eine ist sehr bekannt, nämlich die Passionszeit vor Ostern, und dann die Adventszeit vor Weihnachten – eher weniger als Fastenzeit bekannt. Jetzt beginnt bald die Passionszeit: Ab Aschermittwoch bis zum Ostersonntag hat man in der Kirchengeschichte gefastet – 40 Tage lang. Und es gibt in den verschiedenen Konfessionen da auch viel Inspiration, diese 7 Wochen bewusst zu gestalten. Für sich persönlich, ohne Zwang und Stress – einfach freiwillig! Die einen verzichten auf Alkohol, Zigaretten, Süßigkeiten oder Fernsehkonsum! Andere auf den Gebrauch ihrer Smartphones, Handys oder das Internet – schon etwas schwieriger! Und die ganz „Harten“ – auf alle Speisen! Die trinken dann nur Brühe, Tee oder Säfte – ganz schön mühsam! Manchem stößt das nach ein paar Tagen richtig sauer auf! Gerade dann, wenn man zusehen muss, wie andere sich am Tisch köstliche Speisen schmecken lassen! Da benötigt man strengste Disziplin. Für eine, zwei oder gar mehrere Wochen! Das wäre für mich schon ganz schön heftig, und eigentlich möchte ich das auch nicht – auch nicht als Pastor! In unserer Kirchengemeinde versuchen wir diese 7 Wochen nicht so radikal, aber doch etwas bewusster zu gestalten. Wie gesagt, wir tun das als Christen, die sich in dieser „Passionszeit“ an das Leiden und Sterben Christi erinnern. Das ist unsere Motivation, nicht unbedingt ein gesundheitlicher Anlass. Wir erinnern uns beispielsweise an Jesus Christus, der ja auch ´mal 40 Tage in der Wüste gefastet hat. Und der selbst auf manche Annehmlichkeit während seines Lebens verzichten musste.
Jedes Mitglied unserer Gemeinde bekommt zu Beginn dieser Zeit einen kleinen Passionskalender geschenkt mit jeweils einem herausfordernden inhaltlichen Impuls für jeden dieser 40 Tage. Am Aschermittwoch geht´s los! Und man kann dann mit diesem Gedanken durch den Tag gehen. Sich ihn in Erinnerung rufen oder versuchen ihn praktisch umzusetzen. Mal eine – vielleicht neue – Erfahrung mit Gott machen! Und jeweils sonntags gibt es dann eine Predigt mit einer Anregung für die ganze Woche noch extra dazu. So kann diese Zeit, wenn man sie denn ernst nehmen will, ganz schön spannend werden. Ich kann diese Wochen vor Ostern sinnvoller wahrnehmen. Nicht nur oberflächlich dahin leben, sondern auch ´mal etwas für meine Seele oder für meine Mitmenschen tun. Seit einigen Jahren versuche ich diese Zeit bewusst zu gestalten. Und ich merke: Das tut mir gut! Das ist so eine kleine Auszeit, eine Atempause mitten drin in all dem normalen Alltagstrott, in dem System von Terminen und Verpflichtungen, dem wir ja alle irgendwie ausgesetzt sind. Ich lade Sie ein, das ´mal auszuprobieren. Wenn Sie Lust darauf haben, melden Sie sich bei uns oder stöbern Sie im Internet bei den verschiedenen christlichen Kirchen. Da gibt es ganz tolle Angebote, wie man diese Fastenzeit erleben kann – ohne Stress, ohne Zwang, ohne Druck. Ganz entspannt, leicht, angenehm, aber doch besonders!