Dem Frieden nachjagen!

„Suche Frieden und jage ihm nach! (Psalm 34, 15). So lautet das Wort aus der Bibel, das viele Christen in dem neuen Jahr 2019 begleiten wird. Ich selbst bin ja kein Jäger, obwohl ich gerne Wild esse und schon die Keule oder den Rücken eines Rehs, Hirschen oder Wildschweins genieße. Ich freue mich an den schönen, großen  Fleischstücken und die Aussicht auf  leckere Mahlzeiten. Aber ich verstehe wenig vom Jagen! Schusswaffen sind mir sowieso suspekt! Deshalb sollen andere das Wild schießen oder Fische angeln und schlachten! Ich bin dafür nicht geeignet und kann kein Blut sehen! – Ich sehe die gebratenen Tiere eher gerne auf dem Teller! Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass so eine Jagd viel Geduld erfordert. Der Jäger muss schon früh raus auf den Hochstand und dann mitunter stundenlang warten, bis er im Fernglas ein wildes Tier erspäht. Der Angler braucht vielleicht auch stundenlang, bis mal seine Angel zuckt! Es braucht Beharrlichkeit und auch eine gewisse Übung, um Tiere zu erlegen. Und ich weiß: diese Geduld habe ich nicht! –
Nun will die sogenannte Jahreslosung die großen Gegensätze Frieden und Jagen miteinander ins Gespräch bringen! Zum einen können wir nicht auf den Frieden warten, bis der uns auf den Teller gelegt wird. Er passiert nicht automatisch! Auf  Frieden wartet man nicht nur, den muss man „machen“. Da müssen zwei verfeindete Parteien aufeinander zugehen, sich die Hand zur Versöhnung reichen und Schluss machen mit den gegenseitigen Angriffen! Warum also sollen wir dem Frieden nachjagen? Vielleicht, um ihn aufzuspüren, ihm unter Umständen hinterher zu hetzen und mit unserer ganzen Kraft und Anstrengung zu verfolgen? Um alles zu tun, damit er Wirklichkeit wird und tatsächlich passiert?  Um selbst los zulaufen und ihn zu vereinbaren?  Im Sätzchen vorher ruft David, der Schreiber dieses Liedes in der Bibel, dazu auf, das Böse zu lassen und das Gute zu tun. Übrigens ist das ein ganz wundervoller Song in der Bibel – Nachlesen lohnt sich! -. Jemand, der dem Frieden nachjagt, der will Gutes tun, der will das Böse beenden, Schluss machen mit allem, was Menschen auseinander bringt und ihr Verhältnis zerstört! Also: Nicht warten, bis der andere kommt und sich – wenn überhaupt –  entschuldigt und reumütig um Verzeihung bittet! Sondern selbst aktiv werden und die Initiative ergreifen, dem anderen die Hand reichen und um die Chance eines harmonischen Verhältnisses bitten. Ein dringender Appell noch: Bitte nicht den zeitlichen Abstand zu groß werden lassen! Ich kenne Leute, die haben Jahre- und jahrzehntelang unversöhnt miteinander gelebt – in der Familie, als Freunde, als Menschen in derselben christlichen Kirche oder Gemeinde! Wie schade, wie traurig! Sie haben es nicht übers Herz gebracht, aufeinander zuzugehen und miteinander neu zu starten! Deshalb sollten wir Jäger zum Frieden sein – natürlich ohne Schusswaffen! Hat Jesus Christus nicht selbst gesagt, dass die „Friedensstifter“ diejenigen sind, die zu den glücklichen Menschen zählen? – Ja wohl, das hat er (vgl. Matthäus 5, 9). Und glücklich wollen wir doch alle sein, oder? Ich weiß aus Erfahrung, dass es sich nicht lohnt, bitter auf andere zu sein, das bringt nur seelische und körperliche Beschwerden und letztlich ein kürzeres Leben! Daher nur Mut und ran an den „Feind“, der vielleicht wieder zu einem Freund werden kann! Was hindert uns daran, über unseren Schatten zu springen und alles zu unternehmen, das zu einer Harmonie unter den Menschen beiträgt? Sind wir so ängstliche Typen? Im kleinen Umfeld wie in der großen weiten Welt sollten wir los marschieren und uns für den Frieden einsetzen. Denn da handeln wir im Sinne Gottes. Und das ist auf jeden Fall besser, als wenn wir uns schmollend und beleidigt zurückziehen und dem Krieg die Oberhand reichen!

Rainer Platzek
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