Kann man der Bibel vertrauen?

Diese Frage diskutierte ich neulich mit Schülern und Schülerinnen der 12. Klasse einer Fachoberschule. Einige von ihnen hatten da gar keine Meinung, denn sie hat die Bibel nicht oder wenig interessiert. Andere betrachteten die Bibel doch eher als Buch der Mythen und Legenden ohne irgendeinen Bezug zum heutigen Leben, eben ein antiquiertes literarisches Werk, das man wie ein Märchenbuch mal lesen, aber dann auch wieder ins Regal stellen kann. Kaum jemand war davon begeistert, geschweige denn überzeugt, dass es sich um ein einzigartiges, fantastisches Buch handeln würde. Natürlich ist die Bibel schon sehr, sehr alt. Trotzdem vertrauen ihr heute noch Millionen von Christen und finden darin Kraft und Hoffnung für ihr Leben. Sie spüren irgendwie, dass es sich lohnt, darin zu blättern und zu stöbern und die Texte dort zu bewegen und in ihr Leben umzusetzen. – Es gibt viele Gründe, die Bibel als einzigartig zu betrachten. Einmal ist ja ihre Überlieferung äußerst zuverlässig und genau. Nicht nur die Fülle der Abschriften und Manuskripte, die schon kurz nach der Abfassung im 4. Jhr. n.Chr. abgeschrieben und verbreitet worden sind, übersteigen bekannte literarische Werke damaliger Philosophen um ein Vielfaches. Sie alle beweisen die Sorgfalt der damaligen Schreiber, die im Laufe der Jahrhunderte den biblischen Text äußerst genau kopiert und überliefert haben. Wir können daher davon ausgehen, dass wir den heutigen Text unserer Bibel, obwohl immer wieder übersetzt und revidiert, im Großen und Ganzen genauso vor uns haben wie damals. Aber eine haargenaue Überlieferung macht ja noch nicht den Bibeltext vertrauenswürdig. Viel eher doch die Wirkung der biblischen Worte, die immer und immer wieder Menschen Trost und Kraft gespendet haben. Worte, die zum Vertrauen auf Gott ermuntern, die Hoffnung machen in Zeiten der Not und Verzweiflung und Hilfe für die kleinen und größeren Entscheidungen des Lebens geben. So gucken eben doch eine ganze Reihe von Leuten in die Bibel, wenn sie einen Zuspruch oder Ansporn brauchen. Ich jedenfalls gucke da ganz gerne rein und kann da auch immer etwas finden, das mich weiterbringt. Und ich glaube auch, dass dahinter Gott steckt, der es gut mit mir meint und mir so ein Leitfaden an die Hand gibt, der mir hilft, mein Leben zu meistern. In diesen Tagen denken wir wie jedes Jahr zurück an die Reformation Martin Luthers im 16. Jhr.. Der war übrigens auch total begeistert von der Bibel. Er hat das Neue Testament sogar in ganzen 11 Wochen aus dem Griechischen ins Deutsche übersetzt, um der Bevölkerung damals dieses herrliche Buch zugänglich zu machen. Ich könnte mir vorstellen, dass es sich lohnt, in den herbstlichen Novembertagen einmal in die Bibel zu schauen und darin den einen oder anderen bedeutenden Gedanken zu finden und zu meditieren!

Rainer Platzek
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