Power of love

Unter diesem Thema „Die Kraft der Liebe“ hat kürzlich der amerikanische Bischof  Michael Curry aus Chicago das Traumpaar Prinz Harry & Meghan Markle in Windsor verheiratet. Es war eine Aufsehen erregende und außergewöhnliche kirchliche Hochzeit! So was hatte die englische Königsfamilie noch nicht erlebt, und die Queen schien auch nicht gerade „amused“.  Trotzdem hat diese Predigt die Öffentlichkeit vom Hocker gerissen! Mich hat sie auch berührt, obwohl  ich Predigten dieser Art aus freikirchlichen Gemeinden ganz gut kenne. So was ist doch in meinen Kreisen typisch – na ja, vielleicht nicht so temperamentvoll wie in den schwarzen amerikanischen oder afrikanischen Kirchen. Ich erinnere mich, dass die Rockgruppe Frankie Goes To Hollywood  einen Song unter diesem Titel „power of  love“ schon 1984 veröffentlicht hat. Und das damals sogar mit religiösen, christlichen Anspielungen. Da wird die Liebe besungen, die finstere Gedanken und Mächte in uns verscheucht und eine Macht ist, die aus dem Himmel kommt und das Miteinander der Menschen harmonisch gestalten kann. Möge es so dem zauberhaften jungen Paar Harry und Meghan so ergehen! – Ja, die Liebe, und damit ist die selbstlose, hingegebene Liebe gemeint, die sich für den anderen interessiert, sich um die Schwächeren kümmert, sich nicht nur um sich selbst dreht, die nur das Beste für den Partner will -, die ist schon eine große Kraft. Bei Hochzeiten wird oft aus der Bibel das sogenannte „Hohelied der Liebe“ zitiert. Das ist eine Hymne auf die Liebe, wie es wohl m.E. kein anderes literarisches Werk gibt. Die ist unübertroffen und beschreibt sehr gut diese Liebe und die Kraft, die in ihr steckt. Ach, wenn das doch mal alle Menschen -, oder zumindest die meisten – beherzigen würden! Würde die Welt dann nicht anders und besser aussehen? Diese Power  of  love, so singen  Frankie Goes To Hollywood, ist eine Kraft, die aus dem Himmel kommt. Also von Gott, so deute ich das. Wir können sie ja wohl empfangen, von Gott kriegen, in uns integrieren und einpflanzen. Das ist cool! Aber warum? Weil wir selbst immer noch so viele Anteile in uns drin haben, die eher der Lieblosigkeit entsprechen. Oder etwa nicht? Niemand wird sagen können, dass er nicht auch die andere, die eher böse Seite der Liebe kennt, das genaue Gegenteil, die Rücksichtslosigkeit, den Neid, die verletzende Unbeherrschtheit, die eigene Vorteilsnahme! Uns fallen sofort Beispiele aus dem eigenen Leben oder unserer Umwelt ein! Dinge, die andere zerstören, beschämen, diskriminieren, kaputtmachen! Ich will da doch zu den Liebenden gehören! Und will lernen, von Gott diese Liebe zu schöpfen – wie aus einem nicht versiegenden Brunnen lebendiges Wasser in mich aufsaugen. Liebe, die heilt, Hoffnung bringt, ermutigt, Versöhnung stiftet, Konflikte klärt, Menschen zueinander bringt, Trost spendet. Es gibt ein altkirchliches Gebet – ursprünglich hat man es Franz von Assisi zugeschrieben. Heute bezweifelt es die Forschung, ich finde den Text trotzdem so, so gut, und es ist auch ehrlich egal, von wem es stammt. Man könnte dieses Gebet zu seinem eigenen machen, vielleicht erfährt man dann diese besondere „power of  love“:

Herr, mach´ mich zu einem Werkzeug deines Friedens.
Wo Hass herrscht, lass mich Liebe entfachen.
Wo Beleidigung herrscht, lass mich Vergebung entfachen.
Wo Zerstrittenheit herrscht, lass mich Einigkeit entfachen.
Wo Irrtum herrscht, lass mich Wahrheit entfachen.
Wo Zweifel herrscht, lass mich Glauben entfachen.
Wo Verzweiflung herrscht, lass mich Hoffnung entfachen.
Wo Finsternis herrscht, lass mich Dein Licht entfachen.
Wo Kummer herrscht, lass mich Freude entfachen.

O Herr, lass mich trachten:
nicht nur, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste,
nicht nur, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe,
nicht nur, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.

Denn wer gibt, der empfängt,
wer sich selbst vergisst, der findet, wer verzeiht, dem wird verziehen,
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

Rainer Platzek
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