Bis wir mehr als genug haben!

Der berühmte russische Schriftsteller Leo Tolstoi erzählt eine beeindruckende Kurzgeschichte: Der Bauer Pachom erhält in seinem Leben die einmalige Chance, so viel Land zu erwerben, wie er von Sonnenaufgang bis -untergang zu Fuß umrunden kann. Schnell macht er sich frühmorgens auf den Weg. Er umrennt die saftigen Wiesen, grüne Wälder und Seen. Die Gier treibt ihn weit hinaus. Völlig erschöpft schleppt er sich bei Sonnenuntergang an seinen Bauernhof zurück. Dort bricht er tot zusammen! Am Ende der Geschichte heißt es: „Der Knecht nahm die Hacke, grub Pachom ein Grab, genau so lang wie das Stück Erde, das er mit seinem Körper, von den Füßen bis zum Kopf, bedeckte, – sechs Ellen -, so viel Erde braucht der Mensch.“
Tolstoi beschreibt die Gier des Menschen, die Angst, nicht genug zu kriegen, zu kurz zu kommen. Das kostet Pachom seine ganze Energie und Kraft. Und am Ende bleibt nichts als der Tod. Ja, so ist der Mensch, bis heute! Viel besser als dieser Bauer sind wir ja auch nicht! Denn diese Angst, zu kurz zu kommen, die steckt wohl in jedem von uns Menschen drin. Wie ist es denn sonst zu deuten, dass so viele Leute nach dem nächsten großen Kick streben? Immer höher, immer weiter, immer spektakulärer muss es sein! Manche kriegen nie genug! So eine Gier nach mehr kann uns zerfressen und macht letztlich total unzufrieden. Wie befreiend hört sich da dieser Satz aus der Bibel von Jesus Christus an: „Ich bin gekommen, um ihnen das Leben zu geben. Leben im Überfluss!“ Da schenkt mir einer voll ein, bis ich platze! Von sich aus, ohne dass er mich losschickt, Felder und Wälder zu umrunden. Mich entspannt das! Da weiß ich: Ich komme nicht zu kurz. Weil da Jesus wie ein guter Hirte bei mir ist, der mich versorgt, sich um mich kümmert und mir alles das gibt, was ich für ein zufriedenes Leben brauche. Das bedeutet nicht, dass ich nun bequem und faul meine Füße hochlegen und die ganze Verantwortung für mein Leben auf Gott und andere abschieben kann. Aber ich brauche mich nicht abzurackern, um endlich das zu erreichen, wovon ich glaube, dass es mich glücklich macht. Denn – wie angedeutet – wer weiß schon, wann dieses Ziel erreicht sein würde? Ich kann gelassen nach vorne schauen! Das wünsche ich Ihnen für das neue Jahr 2018. Schuften Sie nicht, bis Sie tot umfallen! Legen Sie mal eine Ruhepause mehr für sich und Ihre Familie ein! Suchen Sie sich Orte, an denen Sie neue Kraft schöpfen können! Lernen Sie die Tugend der Gelassenheit, sich auch in schwierigen Zeiten nicht von der Angst lähmen zu lassen. Und seien Sie dankbar für das, was Ihnen geschenkt ist! Sie können auch damit glücklich werden! In diesem Sinne ein frohes und reichlich gesegnetes neues Jahr!

Rainer Platzek
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