Warten im Advent

Warten fällt uns heute gar nicht leicht! Wir werden schon hippelig, wenn der Bus oder die Bahn ´mal 3 Minuten zu spät kommt. Nun lädt uns die Adventszeit in jedem Jahr ein zu warten. Wir sind auf ein Ziel ausgerichtet: Weihnachten! Je näher wir dem Fest kommen, desto ungeduldiger und oftmals auch gereizter werden wir. Und die Kinder platzen schier vor Neugier! Aber nicht nur wir warten, auch Gott wartet. Er wartet auf uns, bis wir uns für das Leben und für die Liebe öffnen. Eine Geschichte in der Bibel verdeutlicht, wie so ein Warten im Advent aussehen soll. Da ist ein Mann, der auf Reisen geht und für ein paar Monate sein Haus verlässt. Seinen Dienern überträgt er Verantwortung, und zwar jedem eine bestimmte Aufgabe. An das große Eingangstor postiert er einen Wächter, der aufpassen soll, dass niemand unbefugt das Haus betritt. Der Hausherr kann noch nicht genau sagen, wann er heimkommt. Aber er erwartet von seinem Personal, dass alles in Ordnung ist, wenn er wieder da ist. Mit dieser Geschichte sollen uns zwei Dinge klar werden: Einmal, dass wir bereit sein sollen, Verantwortung für uns und die Welt um uns herum zu übernehmen! Und zwar jeder, wie er es kann. Wir sind nicht einfach da, damit es uns gut geht. Jeder trägt Verantwortung für seinen persönlichen Bereich: für seine Gesundheit, für die Familie und ihr Wohlergehen und ihre Versorgung, für die Nachbarschaft und den Ort, in dem man lebt. Sogar für die weite Welt! In diesen Tagen werben viele Hilfsorganisationen, Geld für Projekte in aller Welt zu spenden. Sie wollen damit die vielfältige Not bedürftiger Menschen lindern. Auch wenn uns das wie ein Tropfen auf einen heißen Stein erscheint, ist das ein bisschen Verantwortung, die wir übernehmen. Es geht also im Advent darum, einmal nachzuspüren: Was möchte ich mit meinem Leben tun? Was kann ich für andere tun? Wozu fühle ich mich berufen, um diese Welt ein wenig besser und lebenswerter zu machen? Ein zweiter Gedanke scheint mir, wachsam zu sein, eben wie der Bodyguard, der an der Tür steht und aufpasst. Der weiß nicht, wann sein Herr wiederkommt. Er muss darauf achten, dass alles okay ist, damit sein Chef jederzeit erscheinen kann. So warten Christen auf Jesus. Das haben die Leute damals vor 2000 Jahren getan, als sie auf den Erlöser warteten, der dann im Stall von Bethlehem geboren wurde. Und das tun sie heute wieder, wenn sie ihren auferstandenen Herrn Jesus Christus erwarten. Der Advent erinnert uns genau daran, auch wenn nicht sicher ist, dass dieses Großevent gerade in diesem Jahr 2017 stattfindet. Aber wer weiß das schon? Vielleicht ist der Advent deshalb so wichtig, dass wir uns immer wieder so eine „Auszeit“ nehmen, um in uns hineinzuhorchen und darüber nachzudenken, was Gott uns sagen möchte. Vielleicht kommt er zu mir, um mir zu sagen, dass mein Leben nicht stimmig ist. Dass ich etwas ändern müsste. Dass ich sensibler die Welt und die Menschen um mich herum wahrnehmen sollte. Vielleicht will er mir die Augen und Sinne öffnen, ihn mehr zu spüren und aufmerksamer zu werden für das, was er tun will. Wenn das so ist, dann endet der Advent nicht mit dem Weihnachtsfest, sondern hat sogar noch gute Auswirkungen, die weit in die Zukunft reichen.

Rainer Platzek
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