Reformation aktuell
In der vergangenen Woche zeigte ich eine Ausstellung zur Reformation in einer freien Oberschule, in der ich als Pastor regelmäßig ein paar Stunden Religionsunterricht erteile. Sie war Teil einer Projektwoche zum 500jährigen Reformationsjubiläum in diesem Jahr. Ich selbst habe diese Ausstellung, die vom Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R. (BEFG) erstellt worden ist, da auch zum ersten Mal gesehen. Selbstverständlich kam dort Martin Luther vor, der vor allem in Mitteldeutschland die Reformation entzündet und vorangetrieben hat. Mich haben aber zwei andere Dinge in dieser Woche fasziniert! Einmal die ungeheure Auswirkung der Reformation nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa und dann weltweit. Es gab ja auch noch andere Reformatoren im 16. Jhr., etwa den Schweizer Huldrych Zwingli oder den Franzosen Johannes Calvin, die letztlich die Evangelisch Reformierte Kirche gründeten. Oder die Täufer, von denen Mennoniten, Baptisten und in der Folge noch andere Freikirchen wie die Methodisten in England hervorgingen. So hat sich gerade in diesem ereignisreichen 16. Jahrhundert damals die Reformation über Deutschland, die Schweiz, die Niederlande, England, Skandinavien bis in die „Neue Welt“ nach Amerika ausgebreitet. Und mit ihr ein Gedankengut, das bis heute segensreiche Spuren hinterlassen hat und uns prägt. Etwa die Glaubens- und Gewissensfreiheit, die 1661 zum 1. Mal deklariert wurde und dann in die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der UNO eingeflossen ist. Oder die Übersetzung der Bibel, die heute schon ganz oder in Teilen in über 3000 Sprachen und Dialekten vorliegt und „von jedermann“ gelesen werden kann. So ist die Freiheit des Glaubens, die Religionsfreiheit, ein hohes Gut, das wir dankbar wertschätzen sollten, denn nicht immer in unserer Geschichte war das unserem Volk so gegeben. Man wurde vor der Reformation und auch noch danach wegen eines „ketzerischen“ Glaubens verfolgt, gefoltert und grausam hingerichtet. Dieses Diktat einer bestimmten Religion hat sich aber durch die Reformation doch letztlich zumindest in Europa „erledigt“ und hat schließlich zu der erklärten Religionsfreiheit in unserem Grundgesetz geführt.
Mich hat aber noch eine andere Sache stolz gemacht, nämlich die Lehrer und Schüler unserer Schule, die sich mit so viel Engagement in allen Fächern auf das Thema „Reformation“ eingelassen haben. Da wurden Kulissen gebaut für ein Theaterstück über Martin Luther. Oder gekocht wie zu Luthers Zeiten. Ein Schülerchor mit ca. 30 Leuten schmetterte „Ein feste Burg ist unser Gott“, und … und … und. Und am Schluss gab es ein großes Reformationsfest, wo die SchülerInnen für Eltern und Freunde etwas vortrugen – richtig toll! So ein gemeinsames Projekt schweißt alle zusammen, man lernt sich besser und näher kennen, freut sich an dem gemeinsamen Erfolg! Ein Lehrer sagte mir, das war für mich selbst das größte Lob: „Danke, Herr Platzek, dass Sie dieses Projekt angestoßen haben!“ Ich hoffe, das nun doch irgendetwas früher oder später von der Reformation damals in Europa bei Lehrern und Schülern hängen bleibt. Denn es lohnt sich, ´mal den segensreichen Spuren dieser Reformbewegung damals nachzuspüren. Und da doch viele zufrieden und glücklich waren, ist die Chance groß, dass sie sich gerne an diese Projekt zurück erinnern!
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