Die kleinen Freuden des Lebens

Vor kurzem noch haben wir uns über den Beginn der Sommerferien und eines schönen Urlaubs gefreut. Nun ist das für viele auch schon wieder vorbei. So schnell geht das! Kaum begonnen, schon zerronnen! Ach, wenn wir diese glücklichen Momente doch hinauszögern und festhalten könnten, so dass sie niemals mehr vergehen oder mit der Zeit verblassen! – Nun ja, mit Fotos oder Videos, die wir uns anschließend noch anschauen können, geht das ja! Aber das tun wir doch vielleicht ein oder zweimal, und dann hat uns das Alltagsgeschäft wieder voll im Griff. Erlebnisse aber können sich ja auch in unserer Erinnerung regelrecht einpflanzen. Oft sind es bei mir im Urlaub nicht die großen Dinge, die haften bleiben. Sondern eher winzige, ganz kurze Glücksmomente, kleine Freuden. Wir machten in diesem Jahr Urlaub in Nähe des Rheins tief im Westen. An der deutschen Weinstraße kamen wir uns vor wie im Schlaraffenland. Da gab es an den Hecken schon dicke, schwarze Brombeeren, wo hier im Osterzgebirge noch gar nicht dran zu denken war. Schnell eine große Tupperdose hervorgeholt und in einer Viertelstunde vollgepflückt! Mhm, war das gut! Für mich ein kleiner Glücksmoment! Oder bei einem guten Essen einen halbtrockenen Weißburgunder genießen -, so einen guten habe ich noch nirgendwo getrunken. Oder im Elsass frittierte Froschschenkel probiert! Alle Veganer und Tierschützer mögen es mir verzeihen, aber dort in Frankreich gibt es das eben auf der Speisekarte im Restaurant. So was esse ich ja auch nicht jeden Tag! Es war etwas Besonderes und auch lecker! Wenn man so ein bisschen sensibilisiert ist für die kleinen Dinge des Lebens, kann man sich auch daran erfreuen. Es müssen nicht immer die großen Dinge und Augenblicke sein, die spektakulären Events. In meinem Glauben freue ich mich natürlich auch über außergewöhnliche Ereignisse, über mal so ein richtiges Wunder Gottes, eine tolle Konferenz, eine spektakuläre Gebetserhörung.
Aber im Alltag passiert das eher selten, da sind es die kleinen Freuden, die mich ermutigen und aufbauen. Etwa ein Satz in der Bibel oder in einem Buch, der mir ins Auge sticht!  Eine kurze Begegnung mit einem anderen Menschen. Ein Anruf von einem Freund. Vor kurzem starb jemand in meinem Bekanntenkreis. Ich fühlte mich innerlich gedrängt, ihn noch einmal zu besuchen, es war die letzte Begegnung vor seinem Tod. Am Schluss verabschiedeten wir uns so, dass ich ihn noch einmal im Namen Gottes segnete und ihn an mich drückte. Er hat nicht mehr gesprochen, mich aber dabei angeblinzelt. Als kleines Zeichen der Dankbarkeit und dass er sich gefreut hatte, dass ich bei ihm gewesen war. In der darauf folgenden Nacht ist er dann gestorben. Für mich war das ein kleiner Höhepunkt, ein Erlebnis, das bleibt und wie ein Schatz in meinem Herzen eingegraben ist, ein winziger Augenblick des Glücks -, selbst in so einer traurigen Stunde! In Psalm 34, 9 lese ich dazu einen interessanten Satz: „Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr – das ist Gott! – ist! Dem geht es gut, der auf ihn vertraut!“
Ich wünsche Ihnen, dass Sie mit ihren Sinnen -, ihren Augen und Ohren, oder ihrem Mund und ihren Händen – die Schönheiten des Lebens erkennen und festhalten können. Und darin möglicherweise auch Gottes Handschrift und Güte entdecken!

Rainer Platzek
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