Voller Einsatz

Unter dem Titel „Voller Einsatz“ wurde 2015 zum 1. Mal eine kleine Feuerwehrbibel herausgegeben – ein Neues Testament mit den Psalmen. Sie sollte den Feuerwehrleuten für ihre Rettungseinsätze und für ihren Glauben eine Ermutigung sein. Dazu fiel mir eine interessante Geschichte ein, die sich in Amerika abspielte. Etwa in der Mitte des 20. Jahrhunderts, als die Rassentrennung zwischen Schwarzen und Weißen noch voll das alltägliche und öffentliche Leben bestimmte. Da ist also ein weißer Feuerwehrhauptmann, der mit seinen Leuten zu einem Hochhausbrand in New York gerufen wird. Als die Feuerwehrleute die Leiter von ihrem Einsatzfahrzeug hochfahren, merken sie, dass sie nicht bis an das Fenster der Wohnung heranreicht, in der sich noch ängstlich schreiende Personen befinden. Es fehlen noch gut 2m. In der Wohnung raucht und qualmt es, die Flammen lodern, und eine schwarze Mutter mit ihrem kleinen Mädchen schreit laut um Hilfe und fuchtelt mit ihren Armen. Da hat der Hauptmann eine verwegene Idee. Er klettert die Leiter – etwa 30m – hinauf bis zur letzten Sprosse. Das ist nichts für Leute mit schwachen Nerven und Höhenangst! Dann stellt er sich mit seinen Füßen darauf und wippt ein bisschen, bis er mit seinen Händen die äußere Fensterbank ergreifen kann. Ein waghalsiges Unternehmen! Nun bildet er praktisch mit seinem Körper eine Brücke zwischen Leiter und Fenstersims. Er ruft der Mutter mit ihrem Kind zu, über ihn drüber auf die Leiter und dann nach unten zu klettern. So werden die beiden schließlich gerettet. Dann aber plötzlich ein Aufschrei von der gaffenden Menge am Boden. Der Feuerwehrmann rutscht mit seinen Händen ab und fällt in die Tiefe. Er hat es nicht geschafft, seine Handschuhe sind durch die gewaltige Hitze verschmort, und seine Hände sind verbrannt. Den stechenden Schmerz hat er nicht aushalten können, musste loslassen und ist so nach unten gestürzt. Ein Weißer hat für zwei Schwarze sein Leben gelassen! Eine heldenhafte Geschichte!

Ich denke dabei an einen Satz in der Bibel, wo Gott auch vollen Einsatz für uns Menschen geliefert hat: „Wie sehr Gott uns liebt, beweist er uns damit, dass Jesus Christus für uns starb, als wir noch Sünder und Feinde Gottes waren.“ Der Sinn dieser Stelle ist der: Gott lässt seinen Sohn sterben, um vom Tod bedrohte Leute zu retten. Jesus ist sozusagen der Feuerwehrmann, der sich selbst opfert, um die Menschen aus Todesgefahr herauszureißen. Selbst seine Feinde!  Natürlich hätte die schwarze Mutti mit ihrer Tochter dieses Angebot zum Leben ablehnen können! Aber wer macht so was schon – freiwillig sich selbst und sein Kind den höllischen Flammen preiszugeben? Niemand, der an seinem Leben hängt und vernünftig denken kann! In der nun beginnenden Passionszeit – das sind die 7 Wochen vor Ostern – denken Christen über das Leiden und Sterben Christi für die Menschen nach. Mir hilft dabei ein kleiner Kalender mit einem täglichen Impuls, der mich dann durch den Tag hindurch begleitet. Das bringt mich echt zum Staunen über das, was Gott für mich getan hat! Er hat eben vollen Einsatz gezeigt!

Rainer Platzek
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