Das Geschenk

Ich habe ein schönes Geschenk vor mir liegen.

Ein Geschenk besteht ja gewöhnlich aus der Verpackung und dem eigentlichen Geschenk. Und mit diesem Geschenk scheint sich jemand richtig viel Mühe gegeben zu haben. Der Verpackung nach soll es wohl für ein Mädchen oder eine Frau sein, eine schicke Schleife ist auch daran und eine Karte.

Auf der Karte steht: Das Geschenk ist von den Leuten vom Büchertisch, von Jürgen der die Liederbücher austeilt und immer einen netten Satz zur Begrüßung für jeden hat, vom Chor, von der Technik, von den Lobpreisgruppen, vom Kassierer, der die Kollekte einsammelt, von den Moderatoren und von vielen anderen, die an der Gestaltung des Gottesdienstes mitwirken.

Da waren aber eine ganze Menge Leute an der Verpackung des Geschenks beteiligt.

Wir wollen das Geschenk mal weiter auspacken. Aha, darunter ist noch eine Verpackung. Der Farbe nach ist das Geschenk wohl auch für einen Mann oder Jungen. Und jetzt kommt noch eine Verpackung aus Zeitungspapier zum Vorschein, manche mögen es wohl eher schlicht. Und jetzt sehe ich noch eine Verpackung aus Goldfolie, da mag es wohl jemand edel.

Und das Geschenk? Es steckt in diesem eher unscheinbaren Karton. Öffnen wir ihn doch einmal. Da sehe ich einen Stein und noch eine kleine Schachtel. Auf dem Stein steht Predigt, er ist ziemlich eckig und kantig. Der könnte auch schmerzen und man kann sich auch daran stoßen. Man sagt auch manchmal: „Es liegt mir wie ein Stein im Magen.“ Es kann auch ein Stein des Anstoßes sein. Ein Stein kann auch etwas ins Rollen bringen. Ein Stein kann sogar ein Eckstein für ein Haus sein. Er sieht aus wie ein Stück Lava, also ein Stein der einmal glühend heiß und flüssig war. Der Stein ist bestimmt ein Urlaubsmitbringsel. Da hängen sicher auch schöne Erinnerungen daran. Der Stein steht also für die Predigt.

Und was ist in der Schachtel? Da sind zwei Zettel. Auf dem einen steht Kindergottesdienst und auf dem anderen fünf Worte und ein Bibelvers. Die Kinder bekommen also ein Extrageschenk.

Und was hat es mit dem zweiten Zettel auf sich? Da steht „Lebendiger Gottesdienst oder gottesdienstliches Leben“. Der Bibelvers ist aus Römer 12,1: „Weil Gott so barmherzig ist, fordere ich euch nun auf, liebe Brüder, euch mit eurem ganzen Leben für Gott einzusetzen. Es soll ein lebendiges und heiliges Opfer sein – ein Opfer, an dem Gott Freude hat. Das ist ein Gottesdienst wie er sein soll.

Ich habe vor kurzem mal den Satz gehört, die Gottesdienste seien doch bloß noch eine Show. Da steckt der leichte Vorwurf dahinter, dass die Gestaltung des Gottesdienstes nur noch oberflächlich sei, mit einem bisschen Glamour und Glanz, wie bei gewissen Fernsehshows, eben alles neumodischer Kram.

Ist das wirklich so? Diese Meinung bezieht sich sicherlich nur auf die Verpackung unseres Geschenks. Welche Aufgabe hat die Verpackung eigentlich? Sie soll auf den Inhalt, auf das Geschenk verweisen. Im besten Fall bereitet das Auspacken dann Vorfreude auf das eigentliche Geschenk.

Statt des englischen Substantivs „Show“ würde ich viel lieber das englische Verb „to show“ benutzen. Dieses Verb bedeutet ungefähr soviel wie zeigen, aufzeigen oder verweisen. Vieles was wir als Christen tun, tut auch die Welt und wird erst dadurch zu etwas besonderem, in dem es auf unseren Herrn Jesus Christus weist. Selbst viele Gaben, die uns Gott geschenkt hat, werden auch in der Welt nachgeahmt, wenn ich z.B. an Diakonie und Barmherzigkeit denke, oder auch an sogenannte christliche Tugenden wie Vergebung. Aber die Ausrichtung zu Jesus macht den Unterschied.

Der Bibelvers hat mir erst einmal gezeigt, das ein Gottesdienst nichts Einseitiges ist. Im ersten Satz heißt es: „Weil Gott so barmherzig ist, …“ D.h. Gott wendet sich uns zu. Weil Gott auch Liebe ist, möchte ich hinzufügen: Er wendet sich uns in Liebe zu. Barmherzigkeit bedeutet auch: Jemand wendet sich uns zu, obwohl er das wegen seiner Position nicht müsste. Ein passendes Beispiel ist das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Nun, Gott handelt von einer anderen Position aus als der Samariter, er ist allmächtig. Die Samariter waren in den Augen der Juden Abtrünnige, keiner wollte sich mit ihnen abgeben. Aber beide haben etwas gemeinsam, Gott und der Fremde, sie nehmen sich unser aus Liebe an.

Der zweite Teil des Verses wendet sich direkt an uns: „…fordere ich euch nun auf, liebe Brüder, euch mit eurem ganzen Leben für Gott einzusetzen. Es soll ein lebendiges und heiliges Opfer sein – ein Opfer, an dem Gott Freude hat. Das ist ein Gottesdienst wie er sein soll.“

Was sagt uns der Vers? Wir sollen unser ganzes Leben für Gott einsetzen, also auch zu Hause, auf Arbeit, in der Schule, im Gottesdienst, jederzeit. Der letzte Teil des Verses bestätigt diese Auffassung noch einmal. Also ist unser Gottesdienst nicht Sonntag ca. 11 Uhr zu Ende. Der Gottesdienst am Sonntag ist quasi nur der Höhepunkt unseres gottesdienstlichen Lebens unter der Woche. Außerdem spricht Paulus von dem lebendigen und heiligen Opfer.

Lebendig meint sicherlich nicht nur das Gegenteil von tot, sondern dass der Mensch, wenn er Gott dient, seine Gedanken, Gefühle, Hände usw. einsetzt. Lebendiger Gottesdienst und gottesdienstliches Leben sind also kein Widerspruch – sie gehören zusammen.

Aber halt! Es ist Zeit unsere bisherigen Gedanken zu korrigieren.

Mir fällt mir noch eine Bibelstelle ein: Mt. 7,21-23: „Nicht alle Menschen, die sich fromm gebärden, glauben an Gott. Auch wenn sie `Herr´ zu mir sagen, heißt das noch lange nicht, dass sie ins Himmelreich kommen. Entscheidend ist, ob sie meinem Vater im Himmel gehorchen. Am Tag des Gerichts werden viele zu mir kommen und sagen: `Herr, Herr, wir haben in deinem Namen prophezeit und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und viele Wunder vollbracht.´ Doch ich werde ihnen antworten: `Ich habe euch nie gekannt. Fort mit euch. Was ihr getan habt, habt ihr gegen das Gesetz getan.“

Wenn wir nun ein wenig zurückblicken, kommen wir wieder zum Thema Ausrichtung. Dieser Bibelvers sagt uns deutlich, dass es nicht reicht, Gott mit seinen anvertrauten Gaben zu dienen!

Wir sollen Gott gehorchen und sein Gesetz einhalten. Jesus hat uns klar beschrieben, was die wichtigsten Gesetze sind.

Er lässt sie uns durch einen Schriftgelehrten so ausdrücken: Lk. 10,25-28: „Ein Mann, der sich im Gesetz Moses besonders gut auskannte, stand eines Tages auf, um Jesus mit folgender Frage auf die Probe zu stellen: »Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu bekommen?« Jesus erwiderte: »Was steht darüber im Gesetz Moses? Was liest du dort?« Der Mann antwortete: »`Du sollst den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, von ganzer Seele, mit deiner ganzen Kraft und all deinen Gedanken lieben.´ Und: `Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.´« »Richtig!«, bestätigte Jesus. »Tu das, und du wirst leben!«


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