So ganz tief geborgen

Meinen Großvater habe ich unheimlich geliebt. Er war für mich der beste Opa der Welt. Wenn ich als kleiner Junge abends ins Bett musste, legte sich der Opa neben mich und erzählte mir dann viele spannende Geschichten. Die vom Klabautermann auf hoher See ist mir noch gut in Erinnerung. Denn die kam jeden Abend dran. Dann hat er mit mir ein Gebet gesprochen, und ich kuschelte mich unter die Bettdecke. Es war ein Gefühl tiefster Geborgenheit, das mich selig einschlafen ließ. So was wünscht sich doch jeder! So eine Ruhe, so einen Frieden, so ein Gefühl der Sorglosigkeit, das alle trüben Gedanken hinwegfegen kann. Leider dauern solche Momente oft nicht sehr lange. Meistens nur bis zum Morgen, wo man wieder aufstehen und sich in den Alltag stürzen muss. Ich muss mir also solche Nischen suchen, ja fest einplanen, um zur Ruhe zu kommen. Und wenn das nur 10 Minuten am Tag sind, oder ein Tag im Monat, oder eine Einkehrwoche im Jahr. So was entspannt und hilft mir, mein Leben wieder zu sortieren und zu ordnen. In der Bibel gibt es ein wunderschönes Bild dazu. Da sagt jemand: Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt, der sagt zu Gott: ´Bei dir bin ich sicher wie in einer Burg.`“ Ein Schirm schützt vor Regen und Hitze. Wir bleiben trocken und genießen den Schatten, wenn die Sonne brennt. So will Gott für uns sein. Wie eine Burg, die uns durch ihre starken Mauern umschließt und uns vor angreifenden Gefahren beschützt. In Zeiten, die ich für Gott und mich reserviere, habe ich schon öfter dieses besondere Gefühl der Geborgenheit gespürt. Das gibt mir neue Kraft. Von alleine kommt das nicht, ich muss es suchen. Die nun hoffentlich bald kommende und von vielen ersehnte entspannende Sommer- und Urlaubszeit könnte so eine Chance sein, Geborgenheit so ganz tief drinnen zu finden.

Rainer Platzek
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